Entschleunigung an Weihnachten
Unser Leben nimmt mit jeder weiteren Woche an Geschwindigkeit zu. Alles wird schneller. Kindheit, Schule, Arbeit und Beziehungen werden laufend neu definiert. Kinder werden früher unterrichtet, Schulen werden noch effizienter, auf der Arbeit wird mehr Leistung in weniger Zeit erbracht und Kommunikation mit Freunden und Familie erfolgt nun mit weit weniger als einer Hand voll Berührungen des Smartphone-Displays. Unsere Gesellschaft wird vom Streben nach mehr Produktivität kontrolliert. Alles wird optimiert damit es noch besser, noch effizienter und noch schneller ist. Ob diese Entwicklung ein Segen oder ein Fluch ist, steht zur Debatte. Sicherlich lassen sich auch viele Vorzüge dieses beschleunigten Lebensstils benennen.
Doch eines kann ich mit absoluter Sicherheit sagen. Wie bei einem Auto brauchen wir einen langen Bremsweg, um zu unserer normalen Geschwindigkeit zurückzufinden. In anderen Worten: Wir können bei diesem Tempo nicht erwarten, dass wir pünktlich zum Ersten Advent in Weihnachtsstimmung verfallen und ein gemächliches, stressfreies Tempo fahren. Das würde einer Gefahrenbremsung gleichen. Es wäre ungemütlich und potenziell deutlich gefährlicher als eine normale Bremsung. Eine solche weihnachtliche Gefahrenbremsung birgt anstelle von besinnlichen Stunden vielmehr das Potenzial von emotionalen Verwerfungen. Doch wie kann ich rechtzeitig vor Weihnachten in die Eisen steigen, um sanft in die Adventszeit zu gleiten und nicht dem alljährlichen Feiertagsstress zu verfallen?
Früh übt sich
Und zwar sehr früh! Ganz nach dem Motto “Nach dem Fest ist vor dem Fest” kannst du deine Weihnachtsvorbereitungen angehen. So empfiehlt Mein Genuss, dass du über das gesamte Jahr Geschenkideen notierst, und zwar wirklich konsequent. Verlasse dich nicht darauf, dass du dich in der Vorweihnachtszeit an eine Bemerkung eines Freundes erinnern kannst und versuche deine Ideen nicht auf unzählige kleine Notizzettel zu verteilen. Ein simples, aber wirksames, System wird sich für dich spätestens bei deiner weihnachtlichen Shoppingtour auszahlen, indem du deutlich weniger psychischen und physischen Stress haben wirst.
Zwei Fliegen mit einer Klappe kannst du schlagen, wenn du dich vor Dezember nicht nur mit den Wünschen, sondern den Geschenken selbst auseinandersetzt. Sprich, kaufe sie früher oder stelle sie einfach selbst her. Ein selbstgestrickter Weihnachtspullover für deine Familie bietet dir über das Jahr verteilt ruhige Stunden und ist der perfekte Ausdruck dafür, wie sehr dir deine Liebsten am Herzen liegen.
Was ist MIR wichtig?
Jetzt, wo du den Geschenkestress aus dem Weg geschafft hast, solltest du dir ganz genau überlegen, was dir an deinem Weihnachtsfest besonders wichtig ist. Was hat mir besonders gefallen? Was wollte ich immer tun, konnte es aber bis jetzt noch nicht? An welchen Bräuchen halte ich nur aus Gewohnheit fest? Wenn du dich schon vor der Weihnachtszeit von den Dingen verabschiedest, die dir in den Wochen vor der Bescherung den letzten Nerv raubten, wirst du überrascht sein, wie viel Zeit du für das haben wirst, was du davor nie tun konntest.
Scheue nicht davor mit Traditionen zu brechen. Mit allem kannst du brechen. Auch der Weihnachtsbaum macht Weihnachten nicht zwangsläufig zu dem, was es ist. Deine Bedürfnisse, und nur deine, sollten im Vordergrund stehen und wenn in deiner Vorstellung vom perfekten Fest nicht der Weihnachtsbaumkauf vorkommt, dann musst du dich auch nicht damit herumschlagen.
Entschleunigung an Weihnachten
Die beschriebenen Maßnahmen haben sich mit der Zeit vor der eigentlichen Weihnachtszeit befasst. Sie stellen wichtige Weichen für deine Weihnachtszeit. Damit passt du die Geschwindigkeit an, mit der du in den Ort fährst, der sich “Deine Weihnachtszeit” nennt. Nun wirst du aber auch dort noch bremsen müssen, um deine Wunschgeschwindigkeit zu erreichen. Diese letzten Meter sind entscheidend.
Mache dir bewusst, wie schnell du dich durch deinen Alltag bewegst. Zügle dich, wenn du in den typische Weihnachtsstress verfällst und halte dir die Räume frei, die du dir so mühsam geschaffen hast. Vor allem gilt es nun Ablenkungen zu minimieren, die von deinem Smartphone ausgehen. Während das Ausschalten des Smartphones für viele ein extremer Schritt wäre - schließlich stehen wir darüber mit einem Großteil unserer sozialen Kontakte in Verbindung -, kannst du abwägen, von welchen Apps du dich über die besinnliche Weihnachtszeit verabschieden kannst. Für mich wären das an erster Stelle Nachrichtenapps und Unterhaltungsapps wie YouTube, die mir ansonsten jede Menge Zeit rauben. Auch nicht-essentiellen Social-Media-Apps kannst du den Rücken kehren. Es ist okay, wenn nur die Besten wissen, wie dein Weihnachtsfest aussieht.
Wenn du die Herausforderung der weihnachtlichen Entschleunigung intelligent angehst, solltest du in einem angenehmen Tempo durch die Weihnachtszeit gleiten und zu den Weihnachtstagen zum Stand kommen, um die Zeit mit deiner Familie auszukosten. So kannst du verweilen, bis es für dich angemessen ist, den Motor wieder anzulassen und mit neuem Elan in das neue Jahr zu starten.