Minimalistische Weihnachten

“Nur noch drei Mal Schlafen, dann ist Weihnachten!”, denke ich mir, als ich am Abend des 21. Dezembers das Türchen meines Adventskalenders öffne. Mit meinen kleinen Fingern entnehme ich das Schokoladentäfelchen aus dem Pappkalender und kaue es schmatzend und voller Vorfreude auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Es ist ja schließlich die schönste Zeit des Jahres! 

Für mich war eine ruhige Vorweihnachtszeit selbstverständlich. In der Schule hatten wir weniger Unterricht und probten stattdessen die Aufführung der Weihnachtsgeschichte. Zuhause verbrachte ich die meiste Zeit beim Schlittenfahren auf einem nahegelegenen Hügel oder kuschelte mich lesend in mein Bett.  

Was mir damals nie in den Sinn kam, war, dass eine besinnliche Zeit immer öfter die Ausnahme bildet. Als Kinder waren wir noch behütet vor dem, was in der “richtigen” Welt geschah. Während wir unseren Gelüsten nachgingen und den kindlichen Spaß hatten, der uns erlaubt war, erlebte ein anderer Teil der Gesellschaft eine Zeit, die alles andere als besinnlich war; heute noch mehr als in meiner Kindheit.  

Erwachsene und vor allem Eltern erleben oft ein Weihnachtsfest voller Stress, zu erledigenden Aufgaben und Sorgen. Habe ich schon genug Geschenke? Was kann ich meinen Kindern noch schenken? Was essen wir zu Weihnachten? Und am Tag danach? Und danach? Wen lade ich ein? Wann kann ich das Haus noch putzen? Habe ich die Wohnstube schon geschmückt? Diese Erfahrungen können schlichtweg überwältigend sein, so sehr, dass sich viele Eltern fragen, ob ihre Erlebnisse in der “richtigen” Welt überhaupt so richtig sind. 

Einige von ihnen haben das Konzept des Minimalismus als eine Lösung dieses Problems entdeckt. 

 

Verzicht als Bereicherung  

 

Minimalismus – Leben mit weniger...klingt doch irgendwie langweilig. Klingt wie Weihnachten ohne Schmuck, Geschenke und tolle Traditionen, oder?  

Fakt ist allerdings, dass es bei einem minimalistischen Weihnachtsfest nicht darum geht, auf möglichst viele Dinge zu verzichten. Nein, im Gegenteil! Es geht darum die Dinge zu zelebrieren, die dich wirklich erfüllen und die Dinge loszulassen, die deine Vorweihnachtszeit zuvor zu einem Albtraum mutieren ließen.  

Das Stichwort ist Intentionalität! Bei einem minimalistischen Weihnachtsfest geht es darum, dass du wohlüberlegte Entscheidungen triffst. Am Anfang bedeutet das auch mehr Planungszeit, klar, aber es wird sich lohnen. Grundsätzlich kannst du jeden Bestandteil des Festes überdenken. Was hat dir am meisten Spaß bereitet? Worauf freuen sich deine Kinder? Was hat dir meistens Sorgen bereitet und was daran war besonders nervig? 

Sehr oft besteht unsere Form des Weihnachtsfests aus vielen gepflegten familiären Traditionen. Und wie es für Traditionen üblich ist, hinterfragen wir sie zu selten. Scheue aber nicht davor zurück auch diese zu hinterfragen. Das Brechen mit Traditionen kann dir die Freiheit geben, um neue Konzepte in das Fest zu integrieren und Raum für mehr Ruhe und Besinnlichkeit zu schaffen.  

Mögliche Ergebnisse dieser Überlegungen können weniger, aber dafür dezenterer Schmuck, weniger, aber dafür bessere Süßigkeiten oder auch eine neue Art zu Schenken sein.  

 

Was schenkt ein Minimalist zu Weihnachten? 

 

Die Frage nach den Geschenken ist so etwas wie die Preisfrage eines minimalistischen Weihnachtsfestes. Auf der Oberfläche erscheint Schenken bei einem minimalistischen Weihnachtsfest unmöglich. Schließlich erwarten Kinder doch viele verschiedene Geschenken und mit dem Geschenkekauf geht bereits der Konsum einher, den man mit dem Minimalismus zu meiden versucht. 

Tatsächlich kannst du auf Geschenke verzichten, wenn du willst. Aber mal ehrlich, wer will das schon?  

Mit einigen Überlegungen kannst du Geschenke sinnvoll in dein minimalistisches Weihnachtsfest integrieren: 

  • Sinnvolle Geschenke: Gehe sicher, dass deine Geschenke wirklich einen Sinn ergeben. Beim Kauf solltest du dir nicht denken, dass der Beschenkte das Geschenk gebrauchen kann, sondern wird! Und keine Sorge, deine Kinder werden sich höchstwahrscheinlich nicht über weinger Geschenke beschweren. Diese Erfahrung hat auch Rachelle von Abundant Life with Less gemacht.  
  • Qualität über Quantität: Da nun einige Geschenke wegfallen werden, kannst du bei den verbleibenden Dingen sichergehen, dass sie von guter Qualität. So sorgen sie nicht nur für ein besseres Erlebnis, sondern sind meist auch fairer und ökologischer produziert. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, kannst du natürlich auch selbst die Geschenke produzieren. Die Kinder würden sich zweifellos über einen selbstgestrickten Weihnachtspullover mit lustigem Motiv freuen! 
  • Erlebnisse statt Dinge: Diese Option habe ich besonders ins Herz geschlossen! Verschenke Erlebnisse, wie einen Ausflug, eine Reise oder einen Gefallen. So verbringst du wertvolle Zeit mit deinen Geliebten und vermeidest die Gefahr, dass ein paar Wochen nach Weihnachten unbenutzte Geschenke in den Schränken des Hauses verstauben.  

 

Minimalistische Weihnachten können deine Erfahrung der “schönen Jahreszeit” grundlegend verändern! Aber meinen letzten Tipp solltest du dabei beachten: Fange früh an darüber nachzudenken und weihe deine Familie frühzeitig ein, also am besten schon im Frühling. Veränderung geschieht schleichend, nicht mit einem Paukenschlag.