Warum zünden wir in der Adventszeit Kerzen auf dem Adventskranz an?
Am kommenden Sonntag ist es Zeit die erste Kerze auf dem Adventskranz zu entzünden, um die Ankunft der Adventszeit zu signalisieren. Damit beginnt offiziell die Weihnachtszeit, die schönste Zeit des Jahres, dieser eine Monat dem wir so lange entgegenfiebern. Gehüllt in einen gemütlichen Weihnachtspullover werden wir in das Licht der himmlischen Kerzen starren und das vergangene Jahr in unserem Kopf Revue passieren lassen. Bei Kaffee und Plätzchen wirst du dich vielleicht auch fragen, warum wir gerade Kerzen auf einem Kranz aus Tannenzweigen entzünden, um die Adventszeit einzuläuten. Die Bedeutung dieses Brauches und dessen Ursprung ist eine Geschichte von Hoffnung und Vorfreude.
Von Wagenrädern zu Waisenkindern
Heute kennen wir den Adventskranz als typisch kritischer Bestandteil der Vorweihnachtszeit. Doch ganz ähnlich der Geschichte des Weihnachtsbaumes beginnt die Geschichte des Adventskranzes in einem nicht-christlichen Kontext. Dem Norddeutschen Rundfunk zufolge begann die Tradition des Adventskranzes im weitesten Sinne bereits im frühen Mittelalter. Wenn im Winter die Temperaturen so tief sanken, dass die Arbeit auf dem Feld einer Zumutung gleichkam, machten sich landwirtschaftliche Arbeitskräfte den Adventskranz zunutze. Dieser bestand aus einem Rad des Wagens, der normalerweise zur Feldarbeit diente, welches vor das Haus gehängt wurde. Das Rad symbolisierte zum einen ihren wetterbedingten Ausfall aber auch ihre Hoffnung auf bessere Wetteraussichten. Denn das Rad war neben dem auch ein Symbol der Sonne. Zusätzlich verstärkten Tannenzweigen, die in das Rad gehängt wurden, die Hoffnung auf Temperaturen, bei denen Pflanzen gedeihen können. Die Wahl fiel auf Tannenzweigen, weil sie schlichtweg zu den wenigen immergrünen Zweigen zählten, die im Winter zur Hand waren.
Mehr als eine optische Ähnlichkeit zum heutigen Adventskalender bringt der Kranz des Johann Hinrich Wichern mit sich. Zur Zeit seiner Erfindung arbeitete er in einem evangelischen Waisenhaus in Hamburg. Der Kranz sollte den Kindern nicht nur Hoffnung geben, sondern auch die verbleibenden Tage bis zum heiligen Abend anzeigen. Beginnend mit dem ersten Advent brachte Wichern für jeden Tag eine Kerze auf einem Wagenrad an. Schon damals stachen die Kerzen der Adventssonntage heraus.
Hoffnung für Alle
Der Adventskranz überzeugte mit seiner starken Symbolik. Die immergrünen Tannenzweige schürten die Hoffnung auf den nahenden Frühling, der im vorindustriellen Zeitalter noch die Erlösung von einer harten und bitterkalten Winterzeit bedeutete. Die Flammen der Adventkerzen beinhalteten außerdem eine göttliche Qualität. Als Metapher für die Ankunft Christi zieht das Licht der roten Wachskerzen noch heute die Augen seiner Betrachter in den Bann und ist unabdingbar mit der Adventszeit verknüpft. Die Reize des Adventskranzes blieben den Menschen nicht lange verborgen. Nachdem sich der Kranz-Brauch vorerst in evangelischen Kirchen und Haushalten verbreitet hatte, fasste er in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in der gesamten christlichen Welt Fuß; mit einem entscheidendem Unterschied. Die Zahl der Kerzen schrumpfte am vier. Vom originalen Kranz blieben aus praktischen Gründen lediglich die markanteren Adventskerzen übrig.
Tannenzweige und Adventskerzen findest du heute in unendlich vielen Variationen. Kreative Köpfe finden laufend neue Wege die Kerzen des Advents in Szene zu setzen. Oft weicht der Kranz, manchmal die Tannenzweige, doch was bleibt, ist die Vorfreude auf das Weihnachtsfest, das am Ende der Kerzen steht. Dankbar, dass uns der Weihnachtspullover und das Kaminfeuer wärmen, blicken wir heute in das Licht der Kerzen und suchen darin eher Vorfreude als Hoffnung und die finden wir in Erwartung der gemeinsamen Zeit mit unseren Liebsten. Aber erst wenn die vierte Kerze brennt.