Wie der Modetrend des hässlichen Weihnachtspullovers begann
Heute sind sie überall. Ob auf Social Media, im nächsten Fast Fashion-Store oder bei der Firmenweihnachtsfeier. Mittlerweile sind Weihnachtspullis auch in Deutschland eine beliebte Kleiderwahl in der Weihnachtszeit. Doch das war nicht immer so. Wo der Weihnachtspullover entstand und wie er zum Kultobjekt wurde, erfährst du in diesem Beitrag!
Skandinavische Strickkunst
Die Geschichte des Weihnachtspullovers beginnt in der Kälte der skandinavischen Länder, um genauer zu sein in Island und auf den Färöer-Inseln Dänemarks. Laut der Welt begann man hier in der Mitte des 19. Jahrhunderts Weihnachtspullover zu stricken. Damals dienten sie noch einem einfachen Zweck. Der Weihnachtspulli sollte seinen Träger im kalten Winter warmhalten und das tat er auch.
Der Weg in den Mainstream
In den folgenden Jahrzehnten machte sich der Weihnachtspullover auf den Weg in das nahe Vereinigte Königreich und von dort gelang dem Weihnachtsartikel der Sprung in die Hauptstadt des Kapitalismus: die USA.
In den Vereinigten Staaten wird der Weihnachtspullover neu gedacht und kurzerhand in der gesamten Wintersaison getragen. Begünstigt wurde der Aufstieg des Weihnachtspullovers durch einen Strickboom, der die anglophone Welt in den 1980ern erfasste.
Zahlreiche Omas und Mütter begannen in den Vormonaten des Weihnachtsfestes mit Stricknadel und Wolle an Weihnachtsgeschenken für ihre Kinder und Enkel zu arbeiten.
Das selbstgenähte Textilprodukt wurde von jungen Menschen vor allem als peinlich empfunden. Das Modeverständnis der Zeit hatte für den Weihnachtspulli keine Wertschätzung übrig.
Der ‘christmas jumper’ schlich sich in den Folgejahre in die bekanntesten TV-Shows der Staaten ein. Bekanntestes Beispiel dafür ist Bill Cosby, der in seiner “Bill Cosby Show” in seinem eigenen Weihnachtspullover auftrat.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt erkannte auch die Modeindustrie das Potenzial der skandinavischen Strickkunst und im Handumdrehen wurde aus Omas Weihnachtsgeschenk omnipräsente Massenware. Der Weihnachtspullover war nun Mainstream.
Über Filme zum Kultobjekt
In den frühen 2000ern kam der Weihnachtspullover außerdem in zahlreichen Kinofilmen vor, was seinen Kultstatus zementieren sollte.
Ein Protagonist des Klassikers “Bridget Jones” tritt zum Beispiel zu Beginn des Filmes in einem Weihnachtspullover mit Rentier auf der Brust auf.
Auch in den Harry Potter-Epos hat der Weihnachtspullover Einzug erhalten. In “Harry Potter und der Stein der Weisen” erhält Harrys bester Freund Ron Weasley zu Weihnachten einen selbstgenähten Weihnachtspulli von seiner Mutter. Nach eigener Aussage ist dieser kastanienbraune Pullover mit einem großen “R” für Ron auf der Vorderseite alles andere als hübsch.
Daraufhin sollte der Hype um den Weihnachtspullover allerdings zurückgehen, bis er neuen Nährboden fand.
Hipster-Hype und Individualismus
Im Social Media-Zeitalter erfährt der Weihnachtspullover eine Renaissance. Grund dafür ist die Hipster-Bewegung, die den Weihnachtspulli als Relikt der Vergangenheit in verstaubten Secondhandläden wiederentdeckt. Plötzlich ist der Pulli nicht mehr peinlich, sondern ein Ausdruck ihres Modebewusstseins. Das was früher als hässlich empfunden wurde, steht nun im Vordergrund. Je hässlicher der Pulli, desto besser.
Doch die Zeiten haben sich seit den 80ern geändert und so auch das Modeverständnis der Konsumenten. Individualität spielt nun eine zentrale Rolle in der Modeindustrie. Etwas zu tragen, was jemand anderes aus dem Bekanntenkreis bereits besitzt, gilt als uncool.
So wächst die Auswahl an Weihnachtspullis exponentiell an. Heute gibt es zahllose neue Pullover, die alle vor allem eins wollen: hässlich sein. Neben den Klassikern sind nun auch kesse Sprüche wie “Jingle my Bells!”, verrückte Motive wie Rentiere, die sich übergeben und schrille Farben auf den Pullis der zahlreichen Weihnachtspulli-Stores und Fast Fashion- Giganten unserer Zeit zu finden.
Auch Deutschland kann hässlich sein
Laut Wikipedia ist der Trend des hässlichen Weihnachtspullovers spätestens in der Mitte der 2010er in Deutschland angekommen. Reproduziert wird er bereits von vielen Seiten. So hat die Fußballindustrie den Trend für sich erkannt und eigene hässliche Pullis entworfen. Auch Promis schmücken sich zunehmend auf ihren Social Media-Profilen mit ihren hässlichen Errungenschaften.
Der Hype des hässlichen Weihnachtspullis ist dabei noch lange nicht am Ende. In den nächsten Jahren wird er wohl noch weiter an Popularität gewinnen, bis er auch in der letzten Ecke der Republik anzufinden sein wird.